Der diesjährige Bericht „35 Jahre: Aufwachsen in Einheit?“ der Ostbeauftragten der Bundesregierung Elisabeth Kaiser richtet den Blick bewusst auf die Generation der unter 35-Jährigen. Sie ist die erste Generation, die ausschließlich im vereinten Deutschland aufgewachsen ist. Welche Relevanz haben die Kategorien „Ost” und „West” heute noch? 

Zwar seien junge Deutsche seit dreieinhalb Jahrzehnten in ein und demselben Land aufgewachsen, die Rahmenbedingungen dieses Aufwachsens unterscheiden sich dennoch bis heute in wichtigen Punkten. „Der Osten” ist für junge Menschen, die dort aufgewachsen sind, mehr als nur eine Himmelsrichtung. „Er ist ein Raum, der Identitäten prägt und Biografien beeinflusst”, stellte Kaiser klar.

Ein weiterer Bestandteil des Berichts ist der „Deutschlandmonitor”, eine jährliche Befragung in Ost und West zu politischen Einstellungen und gesellschaftlichen Stimmungen. Im Jahr 2025 stand die Frage im Fokus: „Wie veränderungsbereit ist Deutschland?” Die Ergebnisse zeichnen ein vielschichtiges Bild:

  • Ein knappes Viertel der Befragten ist offen und bereit für gesellschaftlichen Wandel.
  • Mehr als die Hälfte steht ihm ambivalent gegenüber.
  • Ein Viertel steht dem Wandel grundsätzlich kritisch bis ablehnend gegenüber. 

Bemerkenswert ist, dass sich zwischen Ost und West kaum Unterschiede zeigen. Entscheidend ist vielmehr, ob Menschen in der Vergangenheit positive oder negative Erfahrungen mit Veränderung gemacht haben. Wer aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen negative Erfahrungen bei sich selbst, im sozialen Umfeld oder bezogen auf Deutschland gesammelt hat, begegnet heutigen gesellschaftlichen Veränderungen mit größeren Vorbehalten und nimmt sie eher als Risiko denn als Chance wahr. Die allgemeine Veränderungsbereitschaft wirkt sich wiederum darauf aus, wie die Veränderungen in verschiedenen konkreten Bereichen wie Migration, Klima, Wirtschaft und Digitalisierung eingeschätzt werden. 

Seit 1997 berichtet die Bundesregierung dem Deutschen Bundestag regelmäßig über den Stand der Deutschen Einheit. Seit 2022 wechseln sich zwei Formate jährlich ab: der Bericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit und der Bericht der oder des Ostbeauftragten der Bundesregierung. Mit Beginn der neuen Legislaturperiode und anlässlich des Jubiläums 35 Jahre Deutsche Einheit wurde in diesem Jahr – entgegen des jährlichen Turnus – bewusst das Format des Berichts der Ostbeauftragten gewählt.

Hier finden Sie den vollständigen Bericht der Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland.

Foto: Bundesministerium der Finanzen / Photothek